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Montag, 10. April 2017

Kennen Sie Ihr Thema schon – oder sind Sie noch auf dem Findungsweg?


Foto: Saskia-Marjanna Schulz


Bei den Lehrer*innen ist das ganz einfach. Bei den Ärzt*innen und Jurist*innen auch: Sie konzentrieren sich auf ein Spezialgebiet und sind dann Mathe-Lehrerin, Zahn-Arzt oder Scheidungs-Anwalt.

In anderen Berufen tun sich manche Menschen schwer mit der Konzentration auf „nur“ ein Thema. Ich bin dieser Frage in den letzten Jahren immer wieder nachgegangen – und habe hier ein Zwischenergebnis.

Diese Menschen sagen:

·        Ich habe zu viele Interessen als dass ich mich konzentrieren könnte.
·        Ich traue mir nicht zu, ein Thema für mich zu reklamieren und dann „Expert*in für Wasser“ oder „Friseur*in nur für das Färben“, „Trainer*in für Senior*innen“ zu sein.
·        Ich bin Perfektionist*in und brauche bestimmt 20 Jahre, um mir ein Thema erarbeitet zu haben.

Nehmen wir die erste Gruppe: „Habe zu viele Interessen“. Schön, vielleicht sind Sie hochbegabt. Viele Hochbegabte haben „viele Interessen“. Ich empfehle Ihnen dann diesen Artikel mal zu lesen 

Allerdings möchte ich noch einen Augenblick bei dieser Gruppe verweilen. Möglicherweise fahren Sie hin und wieder in Urlaub. Wie leicht fällt es Ihnen, sich für einen Ort, ein Land, einen Landstrich zu entscheiden? Wie ist es Ihnen gelungen, zu sagen: ich will nach Mallorca, an die Ostsee oder nach Barbados? Ist es wirklich das „Problem: viele Interessen“? Oder kann es sein, dass die Entscheidungskraft bei diesem Thema aussetzt? Und wenn „ja“ – warum?

Alle, die meinen, nicht ein Thema für sich reklamieren zu können – und „Expert*in für Wasser“ oder „Friseur*in nur für das Färben“ oder „Trainer*in für Senior*innen“: Ja. Das ist auch in Ordnung. Gleichwohl: Ich habe Experten für Wasser, einen Friseur „nur für Farben“ und auch einen Trainer für Senior*innen kennengelernt. 

Nach vielen Gesprächen hatte ich den Eindruck, sie waren sehr stolz auf ihre Arbeit, fühlten sich wohl und hatten nicht den Anspruch nun ALLES über dieses Gebiet zu wissen – allerdings schon einen Teilabschnitt. Und auch das ist möglich: Trainer für (männliche) Senioren, die ehemals selbst Selbstständige waren, zu sein. Experte für Rhein-Wasser zu sein., Farb-Friseur ausschliesslich für Frauenhaare – und auch nicht für Wimpern – zu sein. Es hat sehr viel damit zu tun, was man/frau will – und kann. Es hat viel damit zu tun, zu sich zu stehen. Die gute Nachricht: „Zu sich zu stehen“ ist erlernbar!

Nun zu den Perfektionist*innen. Sehr oft sind Hochbegabte an Perfektion interessiert. Weil sie perfekt sein können? Weil sie Schlamperei hassen? Weil sie Perfektion als Respekt vor sich und anderen verstehen? Wer sich 20 Jahre gönnen mag, um diese Spezialisierung zu erreichen – warum nicht?
Im Grunde genommen geht es um Wertschätzung. Sich selbst und anderen gegenüber. Und wer diesem Weg der Selbstwertschätzung folgt, wird eines Tages wissen, ob er ein Thema für sich finden mag – oder nicht.

Manchmal kommen andere Menschen ja schon mit einer Zuschreibung daher. Als ich einmal gefragt wurde, was ich beruflich mache – sagte ich: Ich bin Coach. Ich arbeite mit hochbegabten Erwachsenen. Darauf sagte meine Gesprächspartnerin: Oh, wie interessant! Das habe ich ja noch nie gehört: „Ein Coach für Hochbegabte!“.

Lilli Cremer-Altgeld
Mobil 0049 1575 5167 001
lillicremeraltgeld@t-online.de

  

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